Vereinsgeschichte

Der Schützenverein Wester e.V.

 Zur Geschichte des Vereins

Eine fundierte, dokumentarisch abgesicherte Geschichte des Schützenvereins Wester zu schreiben, stößt auf Probleme: Die Quellenlage ist äußerst dürftig! Das einzige „Dokument“, das auf das Gründungsjahr 1626 hinweist, ist die Schützenfahne des Vereins.

   

Sie trägt diese Jahreszahl, und es ist davon auszugehen, dass sie von Generation zu Generation durch die Jahrhunderte tradiert wurde.

Somit lässt sich feststellen, dass unser Verein zu den ältesten Schützenvereinen Ochtrups zählt. Das Gründungsjahr des Vereins ist nicht zufällig 1626! Es ist die Zeit des 30-jährigen Krieges. Er wütete damals bereits acht Jahre lang. Der plündernden, sengenden und mordenden Soldateska wussten sich die Einwohner – besonders die der Bauerschaften – oft nur dadurch zu erwehren, dass sie in die unwegsame und zum Teil auch undurchdringliche Brechte flohen, um dort in Hütten und Erdhöhlen ein kümmerliches Leben voller Angst und Entbehrung zu fristen, bis das Kriegsvolk abgezogen war. Die Jahre des Schreckens fingen aber – auf unsere Gegend bezogen – nicht erst 1618 an! Schon in den Jahren und Jahrzehnten vorher waren die Ochtruper Opfer eines Krieges geworden, der bereits seit 1568 tobte, und zwar zwischen den Niederlanden und Spanien. 

Zum Machtbereich der Spanier gehörten damals u.a. auch das heutige Belgien und Holland. Die Holländer setzten sich zur Wehr,worauf die Spanier seit 1568 mit Krieg antworteten: Es kam zu einem 80-jährigen Freiheitskampf (1568 – 1648) zwischen beiden Ländern. Dieser Krieg machte nicht Halt an der holländischen Grenze, vielmehr wurde das gesamte Westmünsterland in die Auseinandersetzungen mit hineingezogen.

Gefürchtet waren die Einfälle der Kriegsgegner in unsere engere Heimat. Um dagegen besser geschützt zu sein, wurde z.B. Ochtrup mit Wall und Graben umgeben und so zu einem befestigten Ort, dem dann am Ende des 16. Jahrhunderts – im Jahre 1593 – auch (zum erstenmal!) die Stadtrechte verliehen wurden. Damals waren – aus Verteidigungsgründen – die Schützen der Stadt „im Einsatz“. Seit 1616 gab es die organisierte Schützengesellschaft „Weiner“. Es folgten die Vereine „Wester“ (wie erwähnt 1626), „Welbergen“ (1629), „Bollhorst“, „Oster“ und „Langenhorst“ (jeweils 1651).Die lange Geschichte der Wester-Schützen lässt sich leider nicht mehr genau zurückverfolgen. Wichtige Unterlagen wurden gegen Ende des letzten Krieges vernichtet, als das Gehöft Löffeld in Flammen aufging. Inwieweit es sich dabei auch um Dokumente aus der Gründungszeit des Vereins und aus den darauf folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten handelte, ist nicht mehr auszumachen. Fest steht aber, dass auch nach dem Dreißigjährigen Krieg die Bedeutung der Verteidigungsbereitschaft und Wehrhaftigkeit erhalten blieb. Der tatkräftige Münstersche Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1606 – 1678), auch „Bomben-Bernd“ genannt (weil er sich nicht scheute, zur Durchsetzung machtpolitischer Interessen auch das Mittel der Kriegsführung einzusetzen), betrieb damals mit Nachdruck die Idee der Volksbewaffnung. Aufgrund der schlimmen Erfahrungen in den vergangenen Jahrzehnten des langen Krieges verpflichtete er die Bauern zur Mitgliedschaft in den Schützenvereinen. Sie mussten beim Waffenappell ein (nicht geladenes) Gewehr und sechs Schuss Munition vorweisen können, während die Kötter mit einer Hellebarde („Mehrzweck-Lanze“) oder wenigstens mit einem „Kriegsknüppel“ ausgerüstet sein mussten. 

Es fanden auch regelmäßige Übungsstunden statt, um den Gebrauch der Waffen zu trainieren, damit man gegen Freischärler und Marodeure erfolgreich vorgehen konnte Es ist bedauerlich, dass der weitere Verlauf der Vereinsgeschichte aus den genannten Gründen durch keinerlei schriftliche Dokumente zu erhellen ist. Das gilt insbesondere für das 18. und 19. Jahrhundert. Erfreulicherweise gibt es wohl Dokumente anderer Art, nämlich die Plaketten an der Königskette, die als aufschlussreiche „Geschichtsquellen“ bis 1781 zurückreichen.  Schade ist das Fehlen schriftlicher Quellen vor allem deshalb, weil wir so die Entwicklung von der „Verteidigungsgemeinschaft“ bis zum – geselligen!- „Verein“ in entscheidenden Phasen nicht verfolgen können.- Erst seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts belegen Schriftstücke im Stadtarchiv  Ochtrup die Existenz des Vereins. Dabei handelt es sich in erster Linie um Anträge an das Ordnungsamt bezüglich der Durchführung von Schützenfesten und um deren polizeiliche Genehmigung – verbunden immer mit der Auflage, „Ruhe und Ordnung bei der Veranstaltung sicherzustellen“. Dazu gehörte u.a. auch die Bestimmung, dass die „Lustbarkeiten“ an „beiden Tagen nachts 12 Uhr beendet“ sein mussten. (So streng waren die Bräuche!)

 

Interessante Textstellen: … Die Feier darf am Pfingstmontag nicht vor Beendigung des Nachmittaggottesdienstes beginnen und (muß) an beiden Tagen nachts 12 Uhr beendet sein. Für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung hat der Vorstand Sorge zu tragen … An Lustbarkeitssteuern sind pro Tag 6 Mark zu zahlen.

Das Jahr 1909 wurde für die Vereinsgeschichte bedeutsam, weil damals eine „Neugründung“ stattfand. Bis dahin hat neben einem „Junggesellen-Schützenverein“ vermutlich noch ein weiterer Verein bestanden. Über die Organisationsform sind wir nicht im Einzelnen informiert. Dietmar Sauermann schreibt (in „Das Schützenwesen im Westmünsterland“, Festschrift des Allg. Schützenvereins Vreden, S. 41): „Bis ins 19. Jahrhundert hinein waren die Gesellschaften der Schützen nicht sehr streng durchorganisiert. Man muss sie sich als mehr oder minder lockere Zusammenschlüsse der männlichen Bewohner eines Ortes vorstellen.“ – Jedenfalls ist in dem genannten Jahr (1909) in Ochtrup ein „Allgemeiner Schützenverein Wester“ gegründet worden. Es wurden auch neue Statuten erlassen. Dessen erster Paragraph soll hier wiedergegeben werden: „Der Allgemeine Schützenverein Wester umfasst den Grenzbezirk der Westerbauerschaft des Amtes Ochtrup.“

Schon damals zählte das Vogelschießen mit zu den Höhepunkten des Vereinslebens. Die lange Geschichte des Schützenvereins Wester lässt  sich heute nicht mehr verfolgen, da im zweiten Weltkrieg sämtliche Unterlagen abhanden kamen. Nur die Fahne und die Königskette konnten gerettet werden. Nach der Zeit des  Nationalsozialismus, in der das Vereinsleben erloschen war, kam  durch ein Sommerfest 1949 die Vereinsarbeit langsam wieder in die Gänge. 1950 feierte man das erste Schützenfest,  bei dem Karl Leusder den Königstitel errang (siehe Bild).

1951 bildete man ein Gremium, um unter dessen Obhut ein Ehrenmal zu bauen. Das Grundstück wurde von Frau Leusder-Hammkotte zur Verfügung gestellt. Mit Schaufel und Stürzkarre wurden die Arbeiten in Eigenleistung durchgeführt. Nach Fertigstellung wurde das Ehrenmal von Pfarrer Hermann Schulze-Bründermann eingeweiht. 1952 fand zum ersten Mal die Gefallenenehrung an dem ein Jahr zuvor errichteten Ehrenmal statt.

 

Am 6. Dezember 1959 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Bernhard Heindirk, der das Amt des Ersten Vorsitzenden 1953 von Franz Bründermann übernommen hatte, gab es jetzt an Hermann Ammertmann weiter. Dieser führte den Verein viele Jahre lang mit großer Einsatzfreude, bis er im Jahre 1990 von Alfons Rickeshenrich abgelöst wurde. Dieser verdienstvolle Vorsitzende übte sein Amt bis zu seinem allzu frühen Tod im Herbst des Jahres 2000 aus. Der stellvertretende Vorsitzende, Gerd Brökers, führte den Verein bis zu den Neuwahlen weiter. Der jetzige Vorsitzende Josef Weßling wurde im Herbst 2002 gewählt.

Bis 1964 feierte der Schützenverein Wester sein Schützenfest auf der Wiese des Vereinsmitgliedes Heinrich Hölscher in der Wester. 1965 errichtete der Verein eine neue Vogelstange. Das Grundstück stellte Karl Leusder zur Verfügung. Seitdem werden Schützenfest und Sommerfest immer im Zelt an der Vogelstange gefeiert.

1976 beging der Schützenverein Wester das 350jährige Bestehen. Jubelkönig wurde Alfons Leusder

Erstmaligveranstaltete man aus diesem Anlass ein Kaiserschießen. Hermann Tewes errang nach hartem Ringen die Kaiserwürde. Im Jahr 1983 beschloss der Verein, während des Sommerfestes wieder ein Kaiserschießen durchzuführen. Erich Nacke gelang der entscheidende Schuss. Weitere Kaiserwürden ereichten 1989 – 1995 Bernhard Bültbrune und Frau Elisabeth, 1995 – 2001 Josef Wessling und Frau Maria, sowie das Amtierende Kaiserpaar Hermann Reinermann und Frau Irene seit 2001.

 

Zum Anlass des 375 jährigen bestehen im Jahre 2001 entschloss sich der Verein, einen neuen Festplatz anzulegen. Äußerer Anlass war die Auswirkung von Flurbereinigungsmaßnahmen, die infolge des Autobahnbaus (A31) notwendig geworden waren. Es konnte ein Gelände von 5000 qm gegenüber dem alten Ehrenplatz erworben werden. Dieses war geeignet für eine Gesamtanlage, auf der das Ehrenmal, die Vogelstange und das Festzelt Platz finden konnten, und zwar in sinnvoller Zuordnung zueinander. – Dann konnten die anstehenden umfangreichen Arbeiten zur Verwirklichung des Planes in Angriff genommen werden.

Die Schützenbrüder haben mit großem Engagement in Eigenleistung ein Gemeinschaftswerk vollbracht, das Bewunderung und Anerkennung verdient. In unzähligen Arbeitsstunden haben alle dazu beigetragen, die Anlage zu erstellen. Dazu gehörte z.B. zunächst die Vorbereitung u. Herrichtung des Geländes, dann der planmäßige Abbruch des Denkmals und seine sachgemäße Wiedererrichtung an der neuen Stelle. – Auf die vielen anfallenden technischen Vorgänge und Arbeitsschritte kann hier nicht im Detail eingegangen werden. Ohne die beachtliche Einsatzfreude jedes einzelnen Vereinsmitgliedes hätte das Werk nicht gelingen können! Stellvertretend für alle Beteiligten soll an dieser Stelle ein Name nicht unerwähnt bleiben, nämlich der des damaligen Ersten Vorsitzenden Alfons Rickeshenrich. Er hat unermüdlich seine Tatkraft bei der Planung und Durchführung des Vorhabens eingesetzt und es durch seine vorbildliche Arbeitshaltung erreicht, alle Schützenbrüder von der Bedeutung der Sache zu überzeugen. So konnte die Gesamtanlage – aufs Ganze gesehen – in erstaunlich kurzer Zeit fertig gestellt werden.

Auch wurde dann im Jahre 2000 eine ganz neue Vogelstange, genauer gesagt: eine hochmoderne Schießanlage, installiert. Nicht unerwähnt bleiben soll die Tatsache, dass nicht nur die Errichtung sondern auch die Herstellung der Schießanlage durch Eigenleistung sach- und fachkundiger Vereinsmitglieder zustande kam. Diese technische Errungenschaft und das würdig gestaltete Ehrenmal sind zweifellos die wichtigsten Bestandteile des neuen Schützenplatzes. Dieser wird auf lange Sicht den Bedingungen entsprechen, die an eine zeitgemäße Gestaltung eines solchen Platzes zu stellen sind. Er wird auch für künftige Schützengenerationen den Zweck erfüllen, für den er erstellt wurde, nämlich die Voraussetzungen zu schaffen für ein gedeihliches, lebendiges und gemeinschaftsorientiertes Vereinsleben der Westerschützen.